Typische Anzeichen
Bedenkt man die viele verschiedenen Hormone mit ihren unterschiedlichen Wirkungen, die die Hypophyse ausschüttet (vgl. Infokasten), wird schnell klar, dass eine Unterfunktion der Hypophyse sehr unterschiedliche Anzeichen und Beschwerden mit sich bringt. Eben je nachdem, welche der Hormone nicht mehr in ausreichender Menge abgegeben werden.
Einige Anzeichen wurden oben schon erwähnt. Im Folgenden finden Sie die wesentlichsten systematisch beschrieben für die verschiedenen Botenstoffe der Hirnanhangdrüse.
Teilweise sind die Anzeichen auch abhängig vom Alter: Das betrifft zum Beispiel einen Ausfall des Somatropin, des Wachstumshormons. Solch ein Ausfall fällt natürlich vor allem in der Wachstumsphase, also vor Abschluss der Pubertät auf, solange das Längenwachstum andauert.
Somatropin-Mangel
Ein Anzeichen des Wachstumshormmangels bei Kindern oder Jugendlichen ist ein vermindertes Längenwachstum, also Kleinwüchsigkeit im Vergleich zu Gleichaltrigen. Ebenfalls kann das Zahnwachstum verzögert sein.
Somatropin erhöht den Blutzuckerspiegel und wirkt auf die Fettzellen lipolytisch, also fettabbauend. Fehlt diese fettabbauende Wirkung, weil der Botenstoff nicht ausreichend vorhanden ist, kann es sowohl bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei Erwachsenen zu häufig auftretender Unterzuckerung sowie zur Bildung von Fettpolstern (vor allem am Bauch) kommen. Dabei nimmt bei Erwachsenen auch die Muskelmasse ab. Patienten berichten auch oft über starken Antriebsmangel, bis hin zur depressiven Verstimmung.
Mangel an den Gonadotropinen LH und FSH
Besteht ein Mangel an diesen Sexualbotenstoffen LH und FSH während der Kindheit, dann findet die Geschlechtsreifung nicht statt. Entsteht der Mangel erst beim Jugendlichen während der Pubertät, kommt es bei männlichen Jugendlichen häufig zum Hodenhochstand (Hoden rutschen nicht aus der Bauchhöhle in den Hodensack), bei weiblichen Jugendlichen bleibt die Regelblutung aus.
Tritt dieser Mangel im Erwachsenenalter auf, wenn die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale abgeschlossen ist, finden sich bei beiden Geschlechtern folgende Anzeichen:
- Verminderung oder Verlust der Libido
- Ausfall der Schamhaare
- Unfruchtbarkeit
- Muskelmasse nimmt ab, Fettmasse nimmt zu
- Knochenstabilität nimmt ab (Osteoporose)
- ggf. Blutarmut
- ggf. depressive Verstimmungen
Bei Männern verkleinern sich oftmals die Hoden, die dann keine Spermien mehr produzieren können. Bei Frauen werden Störungen des Zyklus (seltene oder ausbleibenden Regelblutungen) beobachtet.
Thyreotropin (TSH)-Mangel
Ein Mangel an TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Thyreoidea = Schilddrüse) führt zu einer Dämpfung aller Körperfunktionen. Lesen Sie mehr unter Schilddrüsenunterfunktion.
Mangel an adrenocorticotropem Hormon (ACTH)
Fehlt dem Körper ACTH kommt es vor allem zu einer Unterfunktion der Nebennierenrinde, die dann nicht mehr in der Lage ist, genügend der lebenswichtigen Glucocorticoide bereit zu stellen. Dies kann zu extrem gefährlichen Situationen führen, wie weiter oben unter der Überschrift "Hypophysäres Koma" beschrieben.
Insgesamt kommt es zu folgenden Anzeichen bzw. Beschwerden:
- blasse Haut (sog. Alabasterhaut)
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Unterzuckerung
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.
- starke Müdigkeit
- Leistungsschwäche
- durch verminderten Blutdruck: Schwindel (vor allem beim Aufstehen), Ohnmachtsanfälle. ggf. Verwirrheit.
- depressive Verstimmung
Vasopressin-Mangel
Vasopressin (oder auch ADH - Antidiuretisches Hormon) reguliert vor allem unseren Wasserhaushalt. Daher führt ein Mangel zu Anzeichen wie stark gesteigerter Urniausschüttung, damit einhergehend dann auch zu großem Durst. Das kann sogar soweit gehen, dass dadurch der Schlaf stark gestört wird.
Gefährlich kann das bei Säuglingen, Kleinkindern und alten Menschen werden, die den hohen Flüssigkeitsverlust nicht aussreichend ersetzen und dadurch regelrecht austrocknen. Das kann gravierende Folgen haben:
- trockene Schleimhäute (damit höhere Anfälligkeit für Krankheitserreger)
- Verstopfung
- niedriger Blutdruck
- Anstieg des Natriumwertes im Blut
Dise "Verdickung" des Bluts durch ein Zuviel an Natrium kann zu Krampfanfallen bzw. Verwirrtheit, ja sogar zum Koma führen!
Komplett-Ausfall (Panhypopituitarismus)
Wenn die Funktionen der Hirnanhangdrüse komplett ausfallen, dann kommt es sozusagen zu einer Sammlung der oben beschriebenen Anzeichen. Die wichtigsten hier im Überblick:
- Antriebs- und Teilnahmslosigkeit
- große Müdigkeit
- niedriger Blutdruck
- Neigung zur Unterzuckerung
- Haut kühl und trocken (ggf. "Pergamenthaut")
- blasse Haut aufgrund mangelnder Pigmentbildung (gut erkennbar z. B. an den Brustwarzen)
- wenig bis gar keine Scham- und Achselbehaarung, kein Bartwuchs mehr