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Professor Günter Stalla als Experte im ARD-Beitrag „Menschenversuche: die heimlichen Experimente im DDR-Sport“ gefragt

Viele Szenen wirken beklemmend, machen Angst – schocken den Zuschauer. Die ARD nimmt sich in der Reportage „Menschenversuche: die heimlichen Experimente im DDR-Sport“ einem Tabuthema an. Es geht um von Sportwissenschaftlern der DDR durchgeführte Testreihen mit Freizeitsportlern. Als ein ehemaliger Versuchsteilnehmer erstmals in lang unter Verschluss gehaltenen Filmaufnahmen sieht, wie ihm in den 1970er Jahren mit einer Stanze Muskelgewebe aus dem Oberschenkel entnommen wurde, hält er seine Tränen nicht mehr zurück. Es sei extrem schmerzhaft gewesen. Er zeigt auf zahlreiche Narben an seinen Beinen. Die Eingriffe zerstörten Lymphgewebe. Auch deshalb benötigt er regelmäßig medizinische und physiotherapeutische Behandlungen.

Die ARD-Fernsehjournalisten vermitteln und filmen ein Online-Gespräch mit Professor Dr. med. Günter Stalla, Ärztlicher Leiter der Münchener Praxis „Medicover Neuroendokrinologie – Prof. Stalla und Kollegen“. Ob seine psychischen Probleme und Selbstmordgedanken mit der Teilnahme an den Experimenten und der Einnahme von Dopingsubstanzen zusammenhängen können, will der ehemalige sogenannte „Volkssportler“ von Günter Stalla wissen. Der Mediziner bestätigt, dass für die vom Doping-Opfer berichtete hohe Dosierung mit anabolen Steroiden in wissenschaftlichen Studien ein starker Zusammenhang mit vielfältigen Schädigungen gefunden wurde, darunter auch psychische Erkrankungen wie Konzentrationsstörungen und Depressionen, sogar Todesfälle seien bekannt.

Die Ausstrahlung des Beitrags hatte Folgen, weiß Günter Stalla, der als Sachverständiger sehr gefragt ist. Bei staatlichen Stellen meldeten sich im Verlauf der vergangenen Wochen viele, die wie die im Film gezeigten Betroffenen als Studienteilnehmer mit Druck, Versprechungen oder Täuschungen rekrutiert wurden. Auch an ihnen wurden Experimente durchgeführt, um die Erkenntnisse im Rahmen des Staatsdopings für Erfolge der DDR-Sportler bei internationalen Wettbewerben zu nutzen. Manchen Testpersonen blieben über Jahrzehnte ihre psychischen Probleme unerklärlich. Die Betroffenen erhoffen sich nun eine Anerkennung ihres Leidens. „Die Einnahme von Anabolika im konkreten Fall rückblickend sicher als Ursache für die psychische Störungen zu belegen, ist aber immer sehr schwierig“, bedauert Günter Stalla, „vor allem bei einer in der Bevölkerung so weit verbreiteten Erkrankungen wie der Depression.“

Fragen zu Hormonstörungen im Sport heute

Bleibt die Frage: Inwieweit das Thema „Doping“ ihm in seiner aktuellen klinischen Praxis außerdem begegne? Günter Stalla erläutert, dass heute nach wie vor der Breitensport Probleme aufwerfe. Viele leistungsorientierte Fitness-Begeisterte nähmen gern die in der Szene beliebten Nahrungsergänzungsmittel zu sich. „Wenn Sie dann einen jungen Mann vor sich sehen, mit einem veränderten Hautbild, mit Gynäkomastie, also einer vergrößerten männlichen Burst, und mit mit auffälligen Hormonwerten, dann ist zu fragen, ob der Betreffende überhaupt wusste, welche gefährlichen Beimengungen möglicherweise in seinem Präparat enthalten waren“, sorgt sich der Münchener Endokrinologe und Androloge. Fatal sei, dass später auch endokrinologische und psychische Störungen als Folge des Absetzens der Steroide entstehen können.

Im Hochleistungssport würden ihm dagegen ganz andere Fragen von Trainern gestellt. Die betreffen das körpereigene Phänomen des „Übertrainierens“. Belastet sich ein Sportler in der Vorbereitung auf einem Wettkampf unverhältnismäßig stark, kann sein Hormonspiegel vollständig aus dem Gleichgewicht geraten und zum sportlichen Leistungsversagen führen. „Diesen Hormonabfall kennen wir auch außerhalb des Sports“, stellt Günter Stalla eine Verbindung her, „wenn Menschen im beruflichen Alltag sich dauerhaft über ihre eigenen Grenzen verausgaben, sehen wir oft typische Hormonspiegel und die als Burn-out beschriebene Symptomatik.“

Professor Günter Stalla praktiziert als Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe, Diabetologe und Androloge in seiner Praxis von Medicover Neuroendokrinologie in München am Orleansplatz.

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